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Datei:Cranger Straße 323.jpg

um 1920

Die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ befindet sich auf der Cranger Straße 323.

Die Dokumentationsstätte Gelsenkirchen im Nationalsozialismus wurde am 8. Mai 1994 an einem der wenigen erhaltenen historischen Orte aus der Zeit des "Dritten Reiches" in Gelsenkirchen eröffnet. Kern der Dokumentationsstätte ist eine Dauerausstellung, in der schwerpunktmäßig in sechs Räumen die Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus am Beispiel der Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen dokumentiert werden. Darüber hinaus dient die Einrichtung der politischen Bildung und bietet zudem die Möglichkeit der lokalen Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Dafür stehen verschiedene pädagogische Angebote zur Verfügung.

Mit der Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus" ist das Institut für Stadtgeschichte auch dem "Arbeitskreis NS-Gedenkstätten NRW e. V." angeschlossen.

Geschichte des Hauses[]

Das Haus wurde 1907 nach Plänen von 1905 vom damaligen Amt Buer als Polizeikommissariat errichtet. 1931/32 errichtete die Stadt einen Anbau, in dem nun die Polizei unterkam. Nach der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten im Jahr 1933 zog im Obergeschoss die Ortsgruppenleitung Buer-Erle der NSDAP und die Erler SA ein. Im Hauptraum des Obergeschosses wurde zunächst das Büro des Ortsgruppenleiters der NSDAP-Ortsgruppe Buer-Erle eingerichtet. In dem sich an das Büro des Ortsgruppenleiters anschließenden Raum an der Südseite des Hauses befand sich ein Verhörraum, in dem es auch zu Folterungen gekommen sein soll. In dem gleichen Gebäude erhielt auch die SA-Gruppe des Stadtteils Erle ihr Domizil. Gegen Mitte der 1930er Jahre wurde der Hauptraum im Obergeschoss umgestaltet und dort ein Schulungsraum eingerichtet. Wohl zur Betonung dieses Zwecks und wegen des hohen symbolischen Wertes wurde in dem Raum eine Wandinschrift angebracht, die das NSDAP-Programm von 1920 wiedergibt. Die Dienststelle der Erler NSDAP-Ortsgruppe galt als vorbildlich. Die zentrale Lage des Hauses an der Verkehrsader von Erle ermöglichte den Nationalsozialisten auch, die Fassade des Hauses für ihre Propaganda zu nutzen; beispielsweise für die Aufforderung zum Eintritt in die NSV - die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Wandinschrift übermalt, die Geschichte des Hauses geriet in Vergessenheit. Das Gebäude wurde nun von verschiedenen Nutzern belegt. Die Polizei blieb bis 1976 dort. Zeitweise war im Erdgeschoss eine Zweigstelle der Stadtsparkasse untergebracht. Vorübergehend existierte im Obergeschoss eine Lehrwerkstatt für Näherinnen. Seit den 1980er Jahren standen die Erdgeschossräume einer Zweigstelle der Stadtbücherei zur Verfügung. Als Räume des Hauses in den 1980er Jahren der einige Zeit zuvor gegründeten Gruppe Gelsenkirchener Autoren zur Verfügung gestellt wurden, wurde die Wandinschrift im Sommer 1986 wiederentdeckt. Da es sich bei der Wandinschrift um eines der wenigen authentischen Überreste aus der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Gelsenkirchen handelt, wurde 1987 die Idee eines Dokumentations-Zentrums »Gelsenkirchen 1933-1945« entwickelt. Insgesamt entstand die Idee zur Errichtung einer Dokumentationsstätte im Kontext einer seit Ende der 1970er Jahre verstärkten Auseinandersetzung von Teilen der Gelsenkirchener Bevölkerung und der kommunalen Politik mit der lokalen Geschichte des Nationalsozialismus. Nach den öffentlichen Debatten beschloss der Rat der Stadt Gelsenkirchen am 20. Januar 1989 die »Errichtung eines Dokumentationszentrums für die Zeit von 1933 bis 1945 durch Umbau des städtischen Gebäudes Oranger Straße 323«. Kurz danach, am 17. Februar 1989, stellte der Rat der Stadt Gelsenkirchen die Wandinschrift einstimmig unter Denkmalschutz. Mit dem Aufbau der Dokumentationsstätte wurde das zum 1. September 1989 gegründete Institut für Stadtgeschichte beauftragt. Das Gebäude wurde zu diesem Zweck mit Unterstützung des Ministeriums für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen umgebaut. Die Ausstellung wurde vom Institut für Stadtgeschichte wissenschaftlich erarbeitet und in Zusammenarbeit mit der Agentur bild-werk, Gesellschaft für visuelle Kommunikation mbH, Dortmund, eingerichtet. Die Wandinschrift befindet sich auf der Denkmalliste der Stadt.

Die Wandinschrift[]

Dauerausstellung[]

Die in der Dokumentationsstätte zu besichtigende Dauerausstellung wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung vom Institut für Stadtgeschichte erarbeitet. Ziel der Ausstellung an einer der wenigen erhaltenen historischen Stätten zur Geschichte des Nationalsozialismus in Gelsenkirchen ist es, die Ursachen und Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft am Beispiel der Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen zu dokumentieren.

Neben der Dokumentation und historischen Einordnung dient die Ausstellung auch der politischen Bildung. Sie ist nach modernen didaktischen Gesichtspunkten gestaltet und soll Anregungen zur Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte und ihrer lokalen Konkretisierung bieten.

Von einer ganzen Reihe weiterer Gedenk- und Dokumentationsstätten unterscheidet sich die Gelsenkirchener Einrichtung dadurch, dass sie nicht nur die Geschichte der Opfer des Nationalsozialismus behandelt, sondern auch die der Täter und der Mitläufer.

Angebote[]

  • Regelmäßige Veranstaltungen
  • Historische Stadtrundfahrten/Stadtrundgänge
  • Projektbegleitung
  • Tagesseminare und Programme nach „Maß“
  • Materialmappen
  • Präsenzbibliothek

Quelle und Internetpräsenz[]

Institut für Stadtgeschichte

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